Darm und Hormone: Wie das Mikrobiom unseren Hormonhaushalt beeinflusst

von Jessica Bernhardt 19.08.2024

Unser Darm ist weit mehr als nur ein Verdauungsorgan. Er ist ein wahres Kraftwerk der Gesundheit und spielt eine zentrale Rolle in der Regulierung unseres Hormonhaushalts. Tatsächlich ist der Darm mit seinen etwa 100 Billionen Mikroorganismen, die als Mikrobiom bekannt sind, nicht nur für die Verdauung und den Stoffwechsel wichtig, sondern auch für die Produktion und Regulierung von Hormonen, die unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen.

Hormonfabrik Darm

Unser Darm ist eng mit dem Gehirn verbunden, und zwar über das enterale Nervensystem. Diese sogenannte Darm-Hirn-Achse ermöglicht eine kontinuierliche Kommunikation zwischen beiden Organen. Über Stoffwechselprodukte, die unsere Darmbakterien produzieren, werden Signale an das Gehirn gesendet und umgekehrt. Abhängig von der Zusammensetzung unseres Mikrobioms werden im Darm bis zu 30 verschiedene Hormone gebildet. Besonders bemerkenswert sind dabei die Glückshormone Serotonin und Dopamin sowie das Schlafhormon Melatonin, die alle eine entscheidende Rolle für unser psychisches Wohlbefinden und unseren Schlaf spielen.

Serotonin: Das Glückshormon aus dem Darm

Serotonin, oft als das "Glückshormon" bezeichnet, wird zu etwa 90% im Darm produziert. Es beeinflusst nicht nur unsere Stimmung, sondern auch unsere Verdauung, indem es die Darmbewegungen reguliert. Serotonin entsteht aus der essentiellen Aminosäure L-Tryptophan, die über die Nahrung aufgenommen werden muss. Diese Aminosäure ist nicht nur die Vorstufe für Serotonin, sondern auch für Melatonin, unser Schlafhormon. Fehlt es dem Körper an L-Tryptophan, kann dies zu einem Mangel an Serotonin und Melatonin führen, was sich negativ auf unsere Stimmung, unsere Leistungsfähigkeit und unseren Schlaf auswirkt.

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Das Östrobolom: Einfluss auf den Östrogenspiegel

Neben den bekannten Hormonen wie Serotonin und Melatonin rückt ein weiterer Bereich des Mikrobioms in den Fokus der Forschung: das sogenannte „Östrobolom“. Das Östrobolom ist der Teil des Mikrobioms, der eng mit dem Östrogenhaushalt verknüpft ist. Studien zeigen, dass eine gesunde Darmflora die Regulierung des Östrogenspiegels unterstützt und somit das Risiko für hormonbedingte Erkrankungen wie Endometriose, Brust- und Prostatakrebs oder das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) senken kann. Eine gestörte Darmflora hingegen kann zu einer Über- oder Unterproduktion von Östrogen führen und dadurch hormonelle Ungleichgewichte begünstigen.

Verdauungshormone: Die stille Kraft des Darms

Neben den Hormonen, die unsere Stimmung und unseren Schlaf beeinflussen, produziert der Darm auch Hormone, die für die Regulierung der Verdauung unerlässlich sind. Zu diesen gehören unter anderem:

  • Gastrin: Stimuliert die Magensäureproduktion und fördert die Verdauung von Proteinen.
  • Sekretin: Wird in der Schleimhaut des Dünndarms produziert und regt die Bauchspeicheldrüse zur Produktion von Bikarbonat an, das die Magensäure neutralisiert.
  • Cholecystokinin (CCK): Fördert die Ausschüttung von Gallenflüssigkeit und Verdauungsenzymen, die für die Fettverdauung notwendig sind.

Diese Hormone gewährleisten, dass die Nahrung effektiv abgebaut und Nährstoffe optimal aufgenommen werden. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Produktion dieser Hormone und sorgt somit für eine reibungslose Verdauung.

L-Tryptophan: Mehr als nur eine Aminosäure

L-Tryptophan spielt eine entscheidende Rolle im Gleichgewicht zwischen der Immuntoleranz des Darms und der Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora. Forschungen haben gezeigt, dass diese Aminosäure weitreichende Auswirkungen auf die mikrobielle Zusammensetzung des Darms, den mikrobiellen Stoffwechsel und das Immunsystem hat. Ein Mangel an L-Tryptophan kann daher nicht nur die Hormonproduktion stören, sondern auch das Immunsystem schwächen und die Darmgesundheit beeinträchtigen.

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Ernährung und Hormone

Die Nährstoffe, die wir durch unsere Ernährung aufnehmen, haben einen direkten Einfluss auf die Hormonproduktion im Darm. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung kann dazu beitragen, das Mikrobiom zu unterstützen und die Produktion von Hormonen wie Serotonin und Melatonin zu fördern. Ballaststoffe, Omega-3-Fettsäuren und fermentierte Lebensmittel wie Joghurt oder Sauerkraut sind besonders vorteilhaft, da sie das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern und die Produktion von Verdauungs- und Wohlfühlhormonen unterstützen.

Fazit: Der Darm als Zentrum der Hormonregulation

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung wichtig, sondern auch ein zentrales Organ für die Hormonregulation. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Produktion wichtiger Hormone, die unsere Stimmung, unseren Schlaf, unsere Verdauung und unser allgemeines Wohlbefinden beeinflussen. Durch eine bewusste Ernährung und die Pflege des Mikrobioms können wir aktiv dazu beitragen, unser hormonelles Gleichgewicht zu unterstützen und unsere Gesundheit langfristig zu fördern. Die Forschung in diesem Bereich steht zwar noch am Anfang, doch bereits jetzt ist klar: Der Darm ist eine wahre Hormonfabrik, die weitreichende Auswirkungen auf unseren Körper hat. Möchtest du einen fachmännischen Blick auf deine Hormone oder deinen Darm. Vereinbare gerne einen Termin.

Darmgesundheit

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