Ein Patient kam zu mir wegen Darm- und Magenbeschwerden und wünschte sich eine Allergietherapie, wie ich sie schon oft durchgeführt habe. Während der Termine begann er von seiner Arbeit und den Herausforderungen im Leben zu erzählen. Schnell kam mir der Gedanke, dass sein Leben ziemlich stressig sein könnte, aber mein Patient winkte ab und betonte, wie gut es ihm ginge.
Die Allergietherapie zeigte anfangs gute Ergebnisse, und der Patient war beschwerdefrei. Leider hielt dieser Zustand nicht lange an, und die Magen-Darm-Beschwerden kehrten zurück. So verging fast ein Jahr, in dem ich ihm immer wieder vorschlug, einen Stresstest zu machen, doch jedes Mal winkte er ab und behauptete, der Stress störe ihn nicht.
Nach einem Jahr konnte ich ihn endlich dazu überreden, einen Stresshormon-Test zu machen, und es stellte sich heraus, dass die Werte im Keller waren. Bis heute weiß ich nicht, wie er es geschafft hat, sein Arbeitspensum aufrechtzuerhalten. Also begannen wir, aktiv seine Nerven zu unterstützen und mit Lebensberatung sein Leben zu sortieren. Er wechselte den Job, suchte sich einen Coach, klärte seine Prioritäten, und dazu kamen die Mittel, die ich ihm verschrieben habe.
Mit der Steigerung des Stressmanagements verbesserte sich auch sein Magen-Darm-Trakt, und nun sehe ich ihn nur noch sporadisch, wenn wieder etwas anliegt. Ich bin froh, dass wir ihn scheinbar noch vor dem eigentlichen Burnout abgefangen haben, dass er noch genug Kraft hatte, um mit mir durch die Therapie zu gehen. Wie immer gilt: Je früher man es erkennt, umso besser. Daher passt gut auf euch und euren Körper auf, lasst euch lieber einmal zu viel als zu wenig durchchecken. Und vergesst nicht, dass Burnout sich durchaus auch als andere Gebrechen tarnen kann. Gönnt euch auch mal Schwäche, um sagen zu können: Ich brauche Hilfe!
Alles Gute auf eurem Weg zur Gesundung!